Eine unermüdliche Kämpferin – Trauer um Esther Bejarano

18. Juli 2021

Am 10. Juli verstarb in Hamburg die VVN-Ehrenvorsitzende und über viele politische Grenzen hinweg anerkannte und geschätzte Antifaschistin Esther Bejarano. Sie wurde 96 Jahre alt. Vertreter*innen der VVN-BdA Mannheim gedachten am Sonntag in kleiner Runde ihrer Kameradin und legten Blumen am Glaskubus am Paradeplatz nieder, dem Gedenkort für die Opfer des Nationalsozialismus.

Esther Bejarano musste in jungen Jahren die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Ravensbrück durchleiden. Sie spielte im Mädchenorchester Auschwitz Akkordeon und musste später für Siemens Zwangsarbeit leisten. Nach der Befreiung durch die Rote Armee ging sie nach Israel, wo sie politisch und musikalisch aktiv war und eine Familie gründete. Sie machte dort sehr unterschiedliche Erfahrungen und entwickelte eine kritische Haltung zur israelischen Politik.

Esther Bejarano (2015) | Bild: Jwh, CC BY-SA 3.0

In den 60er Jahren zog sie nach Hamburg und ab den 80er Jahren wurde sie zunehmend politisch aktiv, vor allem bei der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Zuletzt war sie eine unermüdliche Kämpferin gegen das Vergessen und setzte sich an die Spitze einer Kampagne, die fordert, den 8. Mai zum Feiertag zu machen. Besondere Beachtung bekam Esther Bejarano für ihr musikalischen Engagement mit der politischen Band Microphone Mafia, mit der sie zahlreiche Konzerte bis ins hohe Alter spielte.

Ihre Authentizität, ihr unermüdliches Engagements und ihre stete Bezugnahme auf politische Entwicklungen der Gegenwart machten Sie zum Vorbild junger Antifaschist*innen. Als Zeitzeugin war sie gefragt und geschätzt. Sie erhielt zahlreiche Ehrungen. In Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) wurde 2020 eine Gemeinschaftsschule nach ihr benannt.

„Als Mitstreiterin der VVN hat sie unermüdlich für die Wiedererlangung der Gemeinnützigkeit gekämpft und mit uns allen einen großen Erfolg erreicht. Sie hat gemeinsam mit dem Bundesvorstand der VVN vor 2 Jahren eine Petition ins Leben gerufen, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus zum Feiertag zu erklären. Diesen Kampf werden wir ohne sie und in ihrem Sinne weiterführen.“ erklärte Fritz Reidenbach vom Vorstand der VVN-BdA Mannheim.