Stolperstein für Georg Lechleiter

Georg Lechleiter

ehemaliger Landtagsabgeordneter und langjähriger Fraktionsvorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands(KPD) im Badischen Landtag und kommunistischer Stadtrat in Mannheim. 1942 wurde Georg Lechleiter von den Nazis in Stuttgart hingerichtet, oder klarer ausgedrückt: ermordet.
Am 14. April 1885 wurde Georg Lechleiter in Appenweier in der Ortenau geboren. Nach der Schule erlernte er den Beruf des Schriftsetzers. Er kam nach Mannheim und wurde 1922 Redakteur der kommunistischen „Arbeiterzeitung“. Georg war mit der Schweizerin Anny verheiratet, ihr Sohn Jacob wurde von ihm adoptiert. Jacob nannte seinen Sohn Georg. Dieser erzählte uns, dieser Name werde in der Familie von Generation zu Generation weiter gegeben, in Erinnerung an den ermordeten Großvater.
Georg Lechleiter wurde im Februar 1933 von den Nazis verhaftet, kam in sogenannte „Schutzhaft“ ins KZ Kieslau und später nach Ankenbuck. Erst Ende 1936 kam er nach Mannheim zurück. Er arbeitete dann in der kleinen Gärtnerei seines Genossen Jakob Faulhaber auf dem Waldhof, wo er auch wohnte. andere Arbeiten bekam er nicht. Dass war wohl der Anfang der Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter. Sie trafen sich zum Austausch von Informationen und zu Gesprächen mit Freunden, organisierten sich in kleinen Gruppen, sammelten Geld für die Familien von Verhafteten. Sie arbeiteten zumeist in Mannheimer Grossbetrieben. Es waren Kommunisten, Sozialdemokraten und Parteilose. Sie hatten aus Erfahrungen vor 1933 gelernt und handelten gemeinsam. Nach dem Überfall der Nazis auf die Sowjetunion gaben sie die hektographierte Zeitung „Der Vorbote“ heraus, bis zu 14 DIN A 4-Seiten stark, vier Auflagen. Darin informierten sie über die militärische Lage, die wirtschaftliche Entwicklung und die Situation der Bevölkerung. Sie gaben der Hoffnung auf ein künftiges demokratisches, sozialistisches Deutschland Ausdruck.
Die Nazis kamen der Lechleitergruppe auf die Spur. Im Februar 1942 wurden in und um Mannheim fast 60 Personen verhaftet. Unter ihnen Georg Lechleiter. 32 kamen vor Gericht. Drei Antifaschisten wurden zuvor durch Folter ermordet. Am 14./15. Mai 1942 wurden 14 von ihnen, nach unbeschreiblicher Folter, vom Volksgerichtshof im Mannheimer Schloss zum Tode verurteilt und am 15. September  1942 in Stuttgart durch das Fallbeil hingerichtet. Fünf weitere ereilte das gleiche Schicksal am 24. Februar 1943. Andere bekamen Zuchthaus- und KZ-Strafen oder wurden ins Strafbataillon 999 abkommandiert. Unter den Ermordeten waren zwei Frauen. Die VVN-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten(VVN-BdA) Kreisvereinigung Mannheim erinnert jedes Jahr am 15. September mit anderen zusammen in einer Gedenkfeier am Lechleiterplatz an die Lechleitergruppe und den Arbeiterwiderstand in der Stadt, sowie an die Millionen Opfer der Nazis.
In seinem Abschiedsbrief an seine Frau und seinen Sohn schrieb Georg Lechleiter u.a.: „Nun heißt es Abschied nehmen für immer….der Gedanke an den nahen Tod schreckt mich nicht….Das höchste Ziel eines Menschen besteht darin, wirklich für andere zu leben, sich aufzuopfern. Dir, liebe Anny und Dir, lieber Buab, ein letzter Gruß und Händedruck.“

Für mich ist das Wirken Georg Lechleiters und seiner Freunde Verpflichtung
zum gemeinsamen Handeln, egal welche Weltanschauung wir haben. Wir müssen gemeinsam handeln gegen Nazis und ihre Organisationen, ihrem Wirken entgegen treten, auch dem nationalsozialistischen Untergrund(NSU) mit ihren Verbrechen und Morden, gegen Rechtsentwicklung, Antisemitismus und Ausländerhass. Dann handeln wir im Sinne der Ermordeten.

Elke Kammigan-Bentzinger, Mannheim, am 10. November 2013 in Karlsruhe