Erinnerung an Anette Langendorf

7. Februar 2018

Anette Langendorf (1893-1969) war in den 1920er und 30er Jahren Politikerin der KPD im Mannheimer Gemeinderat und im Badischen Landtag. Nach 1933 wurde sie aktiver Teil des Mannheimer Widerstands gegen das NS-Regime. Ihr Mann Rudolf wurde mit 18 weiteren Widerständlern der Lechleiter-Gruppe 1942 hingerichtet. Sie kam 1944 ins KZ Ravensbrück und überlebte nur aufgrund der Solidarität ihrer Mithäftlinge.

Nach Kriegsende 1945 kam sie zurück nach Mannheim und setzte ihre politische Tätigkeit fort. Ihr Hauptaugenmerk galt den NS-Verfolgten und den Menschen aus dem Widerstand. Sie wurde 1946 in den neuen Gemeinderat gewählt und war 1947 Mitbegründerin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN).

Der Dokumentarfilm „Die Aufrechte – Anette Langendorf, eine Mannheimer Antifaschistin“ erinnert an eine mutige Kämpferin für ein Leben in Frieden und für demokratische Verhältnisse im Mannheim der Nachkriegszeit. Ein Film von Fritz Reidenbach, Klaus Dollmann, Annette Lennartz und Chris Hölzing.


Filmpremiere am Sonntag, 30. Januar 2022 im Cinema Quadrat Mannheim mit Vorstellungen um 11 und um 14 Uhr Tickets: https://cinema-quadrat.de

Mit Einführung und anschließender Diskussion mit den Filmemacher*innen. Eintritt frei, Platzreservierung erforderlich (zur Zeit 2G Plus Regel, bitte aktuelle Corona-Verordnung beachten). Ticketreservierung: https://cinema-quadrat.de


Dokumentarfilm „Die Aufrechte – Anette Langendorf, eine Mannheimer Antifaschistin“

Den Film „Die Aufrechte – Anette Langendorf, eine Mannheimer Antifaschistin“ über Youtube streamen

Dokumentarfilm „Die Aufrechte – Anette Langendorf, eine Mannheimer Antifaschistin“ von Fritz Reidenbach, Klaus Dollmann, Annette Lennartz und Chris Hölzing. DEU | 2022 | 72 Minuten | © VP68 Mannheim | https://vp68.de

Weitere Materialien zum Film

Trailer zum Film

Audio: Die Hörversion zum Film aus dem Freien Radio Bermuda.funk

Audio: Bericht von Anette Langendorf über das KZ Ravensbrück (gelesen von Bettina Franke)

Audio: Abschiedbrief von Rudolf Langendorf an seine Frau (gelesen von Veit Lennartz)

Folgendes Referat wurde zum 70 jährigen Bestehen der VVN BdA Mannheim verfasst

Anette Langendorf

Anette Langendorf (1894 – 1969) war eine profilierte Antifaschistin und Kommunistin, die bei der Gründung und dem Aufbau der VVN Mannheim große Anstrengungen vollbracht hat.

Sie wurde als Anette Glanzmann am 3. Januar 1894 in Leipzig geboren.

Dort besuchte sie die Volksschule und die Handelsschule und arbeitete als Kontoristin und Redakteurin. 1910 zog sie nach Mülhausen, wo ihr Vater als Gewerkschaftssekretär tätig war. Nach ihrem Umzug nach Lörrach 1914 arbeitete sie dort bei der AOK und heiratete Rudolf Langendorf. Als sie sich kennen lernten, war Rudolf Langendorf im damaligen Arbeiter- und Soldatenrat aktiv.

Anette und Rudolf Langendorf gehörten zu den Mitbegründern der KPD in Lörrach. 1921 zog das Paar mit den beiden Söhnen Hans und Kurt nach Friedrichsfeld bei Mannheim. Als ihr Mann im Zusammenhang mit den badischen Unruhen 1923 zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, hielt sie ihre Familie mit ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei der Mannheimer Arbeiter-Zeitung über Wasser.

1933 wurden sie und ihr Mann aus politischen Gründen inhaftiert. 1942 wurde sie mit ihrem Mann und weiteren Widerständlern der Lechleitergruppe erneut inhaftiert. Rudolf Langendorf wurde zum Tode verurteilt und am 15.9.1942 in Stuttgart auf dem Schafott ermordet.

Anette Langendorf wurde nach der Hinrichtung des Ehemannes erneut verhaftet und ins KZ Ravensbrück interniert.

1910 wurde Anette Glanzmann Mitglied der SPD, 1919 wechselte sie zur USPD und zwei Jahre später zur KPD. Ab 1921 war sie im kommunalen Bereich aktiv, zunächst in der Gemeinde Friedrichsfeld und ab 1930 nach der Eingemeindung als Stadtverordnete in Mannheim. Von 1929 bis 1933 gehörte sie mit Georg Lechleiter als Vertreter der KPD dem Badischen Landtag an. 1933 verhafteten die Nazis die KPD Abgeordneten.

Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete sie am politischen Neubeginn mit.

Anette Langendorf gehörte 1946 der vorläufigen Volksvertretung und der Verfassungsgebenden Landesversammlung für Württemberg-Baden an. Ab 1. Oktober 1947 war sie als Nachrückerin von Jakob Ritter, der sein Mandat niedergelegt hatte, Abgeordnete des Landtages von Württemberg-Baden. 1945 bis 1956 war sie Mitglied des KPD Landesvorstandes. Im Gemeinderat von Mannheim war sie ab 1947 Mitglied und einige Jahre Fraktionsvorsitzende der KPD-Fraktion. Nach dem KPD-Verbot 1956 gehörte sie als Parteilose noch bis 1959 dem Gemeinderat an.

Anette Langendorf war Mitbegründerin der VVN Mannheim und wurde 1947 zur stellvertretenden Vorsitzenden der Kreisvereinigung Mannheim gewählt.

Jakob Baumann von der SPD als Vorsitzender und Anette Langendorf als dessen Stellvertreterin (von der KPD) kümmerten sich um die Belange von 1.800 politisch verfolgten NS-Opfern in Mannheim.

Anette Langendorf verstarb am 23. Juni 1969 in Mannheim.

Sie erhielt ein Ehrengrab auf dem Friedhof in Mannheim-Friedrichsfeld.


(dieser Beitrag wurde von Klaus Dollmann am 7. Mai 2017 im Jugendzentrum „Friedrich Dürr“ in Mannheim gehalten, anlässlich der Feier zum Tag der Befreiung und zu 70 Jahre VVN Mannheim)