Stolperstein für Ludwig Neischwander
Stolperstein-Verlegung für Ludwig Neischwander (1904-1943)
Auf Wunsch der Tochter Cläre Ebert wurde am 12. März 2010 ein Stolperstein für ihren hingerichteten Vater, in der Rheinhäuser Straße 12 in Mannheim, verlegt.
Bei der Stolperstein-Verlegung sprach für die VVN-Bund der Antifaschisten Mannheim Fritz Reidenbach zum Lebenslauf von Ludwig Neischwander.
„Ludwig Neischwander wurde 1904 in Frankenthal/Pfalz geboren.
Als Kind kam er mit den Eltern nach Mannheim. Nach der Schule absolvierte er eine Schlosserlehre bei der Firma Bopp und Reuther auf dem Waldhof.
1926 ist er in die Rheinhäuser Str. 12 in der Schwetzingervorstadt gezogen.
Mit der Verlegung des Stolpersteins für Ludwig Neischwander entsprechen wir einem Wunsch der Tochter Cläre Ebert, die im Odenwald lebt und aufgrund ihres angeschlagenen Gesundheitszustandes heute nicht hier sein kann.
Sie bedankt sich bei allen Beteiligten, die die Stolperstein-Verlegung möglich gemacht haben und ist in Gedanken hier bei uns vor Ort.
Ihr Vater Ludwig war ein sportlicher junger Mann. Er wurde Rettungsschwimmer und Sanitäter. Aber auch der Kanusport beim Arbeitersportverein begeisterte ihn.
Ludwig Neischwander konnte nach der Ausbildung als Schlosser im Betrieb arbeiten. Seine Kollegen wählten ihn zum Betriebsrat. 1929 kam die Entlassung in die Arbeitslosigkeit.
Ludwig Neischwander war als aktiver Interessenvertreter auch ein politischer Mensch. Er fand den Weg zur KPD, in der er sein Engagement gegen die Krise und die Nazis forcierte.
Nach der Machtübertragung an Hitler am 30.1.1933 tat er dies illegal. Hier war er u.a. beim Vertrieb der Mannheimer Arbeiterzeitung tätig, die von der KPD heraus gegeben wurde.
Ludwig Neischwander bekam später wieder Arbeit in verschiedenen Betrieben. Zuletzt war er in einem kleinen Mannheimer Metallbetrieb beschäftigt, wo er 1942 von der Gestapo verhaftet und ins Landesgefängnis Mannheim gebracht wurde. Er verbrachte viele Monate in Untersuchungshaft, zunächst in Mannheim, später in Stuttgart.
In Stuttgart wurde er im 2. Prozess gegen die Lechleitergruppe vom 1. Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart unter Vorsitz des berüchtigten Senatspräsidenten Cuhorst am 22. Okt. 1942 in Stuttgart zum Tode verurteilt.
Nach dem Prozess konnte er kurz mit seiner Frau sprechen, der er mitteilte, dass er und seine Freunde furchtbaren Misshandlungen ausgesetzt waren.
Am 24. Februar 1943 wurde er mit Henriette Wagner, Albert Fritz, Richard Jatzek und Bruno Rüffer, die ebenfalls zum Tode verurteilt wurden, mit dem Fallbeil hingerichtet.
Seine letzten Gedanken galten seiner Familie. Seine Frau und Tochter Cläre und seiner Wahlheimat Weinheim, wo er gerne seine Freizeit auf dem Schlossberg im Garten verbrachte. Deshalb eine seiner letzten Wünsche an die Familie:
Haltet mir meinen Lieblingsplatz auf dem Schlossberg in Ehren.
Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Heidelberger Bergfriedhof.
Alljährlich finden am 15. September am Lechleiterplatz in Mannheim und am 1. November auf dem Heidelberger Bergfriedhof Gedenkfeiern für die Widerstandskämpfer statt, bei denen auch an Ludwig Neischwander erinnert wird.
Ludwig Neischwander hat sein Engagement mit dem Leben bezahlt.
In unseren Herzen lebt er weiter.
Für viele Menschen ist sein Handeln vorbildlich gewesen.“