Stolperstein für Ludwig Moldrzyk

Ludwig Moldrzyk (1899-1942)

Stolperstein-Verlegung Di. 14.5.2024, vorgetragen von Fritz Reidenbach

Die heutige Verlegung eines Stolpersteins für den Widerstandskämpfer Ludwig Moldrzyk hier vor seinem ehemaligen Wohnhaus in der Rosenstraße 43 in Mannheim Neckarau, in dem er mit seiner Frau und 5 Kindern gewohnt hat, ist eine Initiative von Herrn Michael Ehmann, Historiker aus Heidelberg, der zur Lechleiter-Gruppe geforscht hat.

Mit der Verlegung des Stolpersteins gedenken wir als Mitglieder des AK Stolpersteine einem tapferen Antifaschisten, der sich den Nazis vor und nach 1933 aktiv entgegengestellt hat.

Bereits im Jahr 2009 wurden auf Initiative des Betriebsrates auf dem Werksgelände von John Deere(früher Heinrich Lanz) Stolpersteine für ermordete Widerstandskämpfer der Lechleitergruppe, darunter auch für Ludwig Moldrzyk, verlegt, die beim Lanz gearbeitet hatten.

Wer war Ludwig Moldrzyk?

Geboren am 14. Februar 1899 in Waldmichelbach im Odenwald. Er war der älteste von drei Söhnen. Vater Valentin war Tagelöhner, die Mutter hieß Therese, geb. Mannheimer. Die Familie kam 1907 nach Mannheim-Waldhof. Er absolvierte die Volksschule und kam zur Ausbildung zum Metallarbeiter zur Firma Heinrich Lanz auf dem Lindenhof. Ab 1917 lebte er in Neckarau. 1924 heiratete er die Neckarauerin Christina geb. Volz. Das Paar bekam 6 Kinder, 1 Kind verstarb im Kleinkindalter.

Ludwig Moldrzyk war aktiver Fußballer und Spielausschuss-Vorsitzender der Freien Sportler, wie es einer Arbeiter-Sportzeitung 2021 zum 100. Jubiläum zu entnehmen war.

Ludwig Moldrzyk stand mitten im Leben und gehörte zu einer der aktivsten Ortsgruppen der KPD Mannheim im Stadtteil Neckarau , in die er 1930 eintrat. Dort war er Gruppenkassierer.

Nach der Machtübertragung an die Nazis wurde er verhaftet und ins KZ Ankenbuck inhaftiert. Dort lernte er den früheren KPD Landtagsabgeordneten Georg Lechleiter kennen. Beide setzen sich für den Wiederaufbau der „Roten Hilfe“ ein. Ludwig Moldrzyk gewann mit Anton Kurz und Eugen Siegrist weitere Mitstreiter beim Lanz.

Ludwig setzte seine illegale Arbeit fort und organisierte Flugblatt-Verteilaktionen in Neckarau und Rheinau. Im Zuge der großen Verhaftungswellen auch unter Neckarauer Antifaschisten, wie es Fritz Salm im „Schatten des Henkers“ auf Seite 122 ff. beschreibt, wurde auch der Bruder von Ludwig, Josef Moldrzyk, verhaftet und zu 5 ½ Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Ludwigsburg verbüßte.

Der Widerstand gegen Hitler und sein Terrorregime sollte gebrochen werden. Das Verbreiten von illegalen Zeitungen sollte unterbunden werden, mit denen zum Widerstand aufgerufen wurde. Ludwig M. war Teil dieses Widerstandes, der auch im Betrieb erfolgte.

Nach seiner Haftentlassung kehrte er nach Neckarau zur Familie zurück. Den Widerstand führte er in veränderter Form im Wohngebiet und im Betrieb weiter. Er leitete die verschiedenen Zellen des Widerstandes im Betrieb. Auch an Beratungen der Bezirksleitung der KPD auf der Neckarwiese in Heidelberg nahm er teil. Von 1937 bis 1942 waren Gruppen im Widerstand aktiv. Sie verfassten Zeitungsartikel und verteilten den „Vorboten“ an einen engen Interessentenkreis. Sie sammelten Geld für Familien, deren Ernährer eingesperrt waren und sie leisteten Soli für Kriegsgefangene aus Polen und der Sowjetunion. Nach dem Überfall der Hitlerarmee am 22. Juni 1941 klärten sie über die Hintergründe des Krieges auf und forderten den Sturz Hitlers und das Ende des Krieges. Die Gruppe wurde verraten, woraufhin über 60 Mitglieder am 26. Februar 1942 von der Gestapo verhaftet und ins Landesgefängnis zur U-Haft eingeliefert wurden. Darunter auch Georg Lechleiter, Jakob Faulhaber, Rudolf Langendorf, Anton Kurz und Ludwig Moldrzyk, u.a.

Für die Familien der Verhafteten war dies eine schwere Zeit. Die Nazis verlangten von der Frau von Ludwig M., sie solle sich scheiden lassen, weil ihr Mann Halbjude und ein Volksverräter sei. Dies lehnte sie ab.

Am 14./15. Mai 1942 wurde auch Ludwig Moldrzyk vom 2. Senat des VGH, der im Mannheimer Schloß tagte, wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu Tode verurteilt und am 15. September 1942 in Stuttgart im Lichthof des OLG mit 13 Mitstreitern der Lechleitergruppe hingerichtet.

Am 15. Sept. jedes Jahr erfolgt am Mahnmal für die Opfer des Arbeiterwiderstandes eine Gedenkveranstaltung, die von der VVN-Bund der Antifaschist*innen und anderen Gruppen organisiert wird.

In seinem Abschiedsbrief schrieb er an seine Frau:

Meine liebe Dina, ich danke dir für alles Gute und Schöne, dass ich bei dir hatte. Es gibt wohl selten eine Frau, die trotz ihrer 5 Kinder so viel Liebe und Geduld für ihren Mann aufbringt, wie du es in den 17 Jahren unserer Ehe aufgebracht hast. Du hättest einen anderen Lebensabend verdient….“

Er spricht seinen Kindern Mut zu, grüßt sie liebevoll und schließt mit den Worten:

Also Kopf hoch meine über alles geliebte Frau. In diesem Sinne schließe ich.“

Er bekannte sich bis zu seinem Tod stolz zu den Idealen, die im „Vorboten“ festgelegt waren.

Die sterblichen Überreste wurde Anfang der 50iger Jahre auf dem HD Bergfriedhof beigesetzt. Am 15.9. wird am Georg-Lechleiter-Platz in Mannheim und am 1. Nov. auf dem HD Bergfriedhof auch an Ludwig Moldrzyk erinnert, damit er niemals vergessen wird.

(Der vorgetragene Text entstand aus dem im Marchivum erfassten Text zum Stolperstein für Ludwig Moldrzyk und Ergänzungen aus dem VVN Archiv Mannheim.)