Gut besuchte Veranstaltung des Erwin-Eckert-Forums Mannheim zum 125. Geburtstag von Erwin Eckert
10. September 2018
Am 15. Juni 2018 sprach der Marburger Historiker und Eckert-Biograf Friedrich-Martin Balzer auf Einladung des Erwin-Eckert-Forums Mannheim im Haus der Evangelischen Kirche Mannheim. Balzer hatte eigens zu diesem Termin die Parlamentsreden Eckerts ausgewertet und in Auszügen vorgetragen.
„Wie Erwin Eckert um Deutschlands Zukunft kämpfte“,erläuterte Balzer anhand von Auszügen aus Parlamentsreden der Jahre 1948/49 im Badischen Landtag.(1) Eckert war überzeugt, so Balzer, „dass es für unser Volk nur den einen Ausweg aus seiner gegenwärtigen furchtbaren Not gibt, der über eine wahre Demokratie zum Sozialismus führt.“ Wie Eckert und seine Partei, die KPD, sich dies vorstellte, erläuterte er so:
1. Es sei hohe Zeit, „dass an die Stelle der Rechtswillkür und der Rechtsbeugung der letzten 12 Jahre……eine Rechtsprechung trete, zu der unser Volk wieder Vertrauen gewinnt.“
2. „Die demokratischen Grundrechte könnten allerdings solange nicht verwirklicht werden, als die Verfügungsgewalt über die ökonomische Grundlage unserer Gesellschaft nicht in der Hand der werktätigen Klasse liege.“
3. „Jeder Missbrauch wirtschaftlichen Einflusses zu politischen Zwecken, jeder Versuch der Ausbeutung und Unterdrückung der wirtschaftlich Schwachen solle gesetzlich geahndet werden…..Die Betriebe der Kriegsverbrecher und aktiven Nationalsozialisten sind ohne Entschädigung in Gemeineigentum zu überführen.“
Nachdem am 18.Mai 1947 die CDU 57 % der Stimmen bei den Landtagswahlen in Baden erhielt, wurde die Allparteienregierung in der französischen Zone aufgelöst. Die CDU richtete nun ihre Politik ausschließlich westlich aus. „1948 ging die Etappe der antifaschistisch-demokratischen Neuordnung in Westdeutschland zu Ende. Die Restauration wurde befestigt.“ Damit war „der außen- und innenpolitische Weg zur militärischen Westintegration und zu einem westdeutschen Separatstaat klar vorgegeben.“
Eckert geißelte auch im Landtag das Agrarreformgesetz, dass seiner Auffassung nach den Großgrundbesitzern ihre über Jahrhunderte widerrechtlich angeeigneten Besitztümer sicherte, anstatt, wie Eckert bereits 1926 forderte, die Fürsten entschädigungslos zu enteignen. So war Badens größter Landbesitzer, Fürst von Fürstenberg, nach Angaben des Regierungsberichterstatters, im Besitz von 26.000 ha Wald. Ein weiteres zentrales Thema Eckerts im Landtag war die Frage, wie der Frieden gesichert werden kann und eine neue Konfrontation zwischen NATO und der Sowjetunion vermieden wird. Eckert betonte, „.. dass die Verschiedenheit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Struktur zwischen dem Osten und dem Westen nicht unausweichlich zu einer blutigen Auseinandersetzung um die Weltherrschaft führen muss.“
Zur Verfassungsdebatte im Landtag und in den Westzonen hatte er auch eine ganz klare Position: „Eckert beschwor seine badischen Kollegen, den Grundgesetz-Entwurf abzulehnen, weil er für die Schaffung einer gemeinsamen deutschen Verfassung eintrat und eine Verfassung für einen separaten Weststaat ablehnte. Die Mehrheit ignorierte diese Vorstellung und wie bekannt, trat das Grundgesetz am 24. Mai 1949 mit der Gründung der Bundesrepublik in Kraft. Im Oktober 1949 folgte die Gründung der DDR auf dem Gebiet der damaligen Ostzone.
Balzers Vortrag gab viele Anregungen zur Diskussion. Zuvor sprach der frühere Bischof der Evang. Landeskirche Badens, Dr. Ulrich Fischer über Erinnerungen an Erwin Eckert und über die von ihm mitinitiierte Rehabilitierung Erwin Eckerts. Zu Beginn begrüßten Thomas Löffler für den KDA Mannheim und Fritz Reidenbach für die VVN-BdA Mannheim die Teilnehmer.
Weitere Reden und Texte zu Erwin Eckert auf: www.friedrich-martin-Balzer.de und zum Erwin-Eckert-Forum Mannheim und ind der Rubrik Erwin-Eckert-Forum auf unserer Seite.
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1.) Vortrag von Friedrich-Martin Balzer, 1948/49 Jahre der Entscheidung. Broschüre vom 16.6.2018, pad-Verlag Bergkamen(auch erhältlich bei Mitgliedern der VVN Mannheim)