Gedenken heißt handeln – Gedenkfeier an die Lechleiter-Gruppe 2013
29. September 2013
„Der heutige Tag ist wie in jedem Jahr dem Gedenken an die Mitglieder der Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter gewidmet, die mitten in der dramatischen Phase der Wende des zweiten Weltkrieges gegen den Despotismus des NS-Regimes aufgestanden waren. Sie hatten es gewagt, hektographierte B1ätter, denen sie den programmatischen Titel „Vorbote“ gaben, in Mannheimer Industriebetrieben zu verteilen.
Das schrieb Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in einem Grußwort an die Lechleiter-Gedenkveranstaltung am 15. September in Mannheim. Er betonte weiter: Im „Vorboten“ appellierten die Antifaschisten „an die Arbeiterschaft, Widerstand gegen den Eroberungskrieg Hitlers zu leisten. Nur wenige Monate waren den mutigen Kämpferinnen und Kämpfern um den Kommunisten Georg Lechleiter gegeben, bis die Verhaftung durch die Gestapo im Februar 1942 ihren Aktionen ein Ende setzte. Es waren Männer und Frauen der Arbeiterbewegung, Kommunisten und Sozialdemokraten, die gemeinsam diese Widerstandsgruppe bildeten. Nicht weniger a1s 22 von ihnen büßten ihren Mut mit dem Tod. „Das höchste Ziel eines Menschen besteht darin, wirklich für andere zu leben, für andere sich aufzuopfern“, lauteten die letzten Worte von Georg Lechleiter. Er hat sie fast auf den Tag genau vor 71 Jahren, am 14. September 1942 an seine Frau und seinen Sohn gerichtet… Auf dieses Beispiel organisierten Widerstands gegen den Nationalsozialismus in der Spätphase der Diktatur seitens der Arbeiterbewegurg können wir Mannheimer heute mit Stolz zurückblicken.“
Oberbürgermeister Kurz schließt sein Schreiben mit den Worten: „Gerne übernehmen wir, die Stadtverwaltung und Bürgerschaft von Mannheim, die Verpflichtung, uns weiterhin gegen die Bestrebungen alter und neuer Demagogen einzusetzen, die die NS-Diktatur verharmlosen oder sogar beschönigen wo11en. Einem breiten Bündnis Mannheimer Gruppen ist es schon mehrfach gelungen, das öffentliche Auftreten hetzerischer rechter Gruppen ohne Einsatz von Gewalt zu verhindern und deutlich zumachen, dass rechtsradikales menschenverachtendes Gedankengut hier keinen Platz hat. Das sind wir auch den Opfern des Widerstandes, wie der Gruppe um Georg Lechleiter schu1dig.“
Das Schreiben von Oberbürgermeister Kurz, zu Beginn der Gedenkfeier am 15. September am Lechleiterp1atz in Mannheim von Elke Kammigan-Bentzinger vom Kreisvorstand der VVN-BdA, verlesen, wurde mit viel Beifall aufgenommen. Ute Janz, Landessprecherin der Freireligiösen Gemeinde, hielt die Gedenkrede. Nach einer eindrucksvollen Würdigung des Widerstandes der Leihleiter-Gruppe betonte sie, auch heute gehe es darum, sich faschistischen Parolen und ihrer Vertreter entgegenzustellen, Solidarität mit Verfolgten und Diskriminierten zu üben. Das sei „unser eigentliches Anliegen bei Gedenken an den Widerstand“. Spätestens die Machenschaften um die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ müssten aufrütteln und alarmieren. Die Gruppe sei über Jahre hinweg bombend und mordend durch Deutschland gezogen. Eine erschreckende Leichtfertigkeit von Polizei und Sicherheitsbehörden im Umgang mit rechter Gesinnung lasse auf eine „heimliche Unterstützung“ schließen. Demokratie gebe es nicht einfach so, sie müsse ständig gelebt und verteidigt werden. Jeder sei gefragt, bei Angriffen rechter Gruppen auf Asylbewerber, Migranten und linksorientierten Jugendlichen. Slogans und Songtexte rechten Inhalts dürften nicht hingenommen werden. „Das verbinden wir mit dem Gedenken an den Widerstand“, sagte Ute Janz.
Christian Störtz vom DGB Rhein-Neckar, erinnerte an den Schwur von Buchenwald. Alle gemeinsam müssten wir Naziaufmärsche verhindern und somit dem Schwur und dem Vermächtnis der Lechleiter-Gruppe gerecht werden, Johannes vom Jugendzentrum Friedrich Dürr betonte, Faschismus und Kapitalismus seien zweit Seiten einer Medaille.
Auch wenn die heutige Zeit nicht mit der des Hitler-Faschismus vergleichbar sei, müsse a1les getan werden, um Nazi-Provokationen zu verhindern. Es müsse mehr über die Ursachen des Faschismus gesprochen werden. Dafür sei die Lechleiter-Gruppe Vorbild.
Hermann Boos umrahmte die Gedenkfeier zu Beginn mit dem Lied der Kraniche, die immer die Schwächeren schützten. Dann ste11te er seinen neuen Song vor, in dem er den „Nationalsozialistischen Untergrund“ sowie die indirekte Unterstützung durch den Verfassungsschutz brandmarkte und die Auflösung desselben verlangte. Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „die Moorsoldaten“ beendeten die etwa 100 Teilnehmer die bewegende Gedenkfeier.