Rückblick: Kundgebung zum Gedenken an die Lechleiter-Gruppe 2023
18. September 2023
Zum alljährlichen Gedenken an die Lechleiter-Gruppe versammelten sich am 15. September 2023 rund 100 Menschen am Georg-Lechleiter-Platz in der Schwetzingerstadt. Die Gruppe um den KPD-Abgeordneten Lechleiter hatte bis 1942 Widerstand gegen die Nazis geleistet, wurde dann verraten, viele wurden verhaftet und hingerichet. Die Vereinigung der Verfolgten des NS-Regimes / Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) organisiert jedes Jahr eine Kundgebung, um an den mutigen Widerstand der Männer und Frauen zu erinnern.
Fritz Reidenbach begrüßte für die Mannheimer VVN-BdA die Anwesenden und erinnerte an den Widerstand der Kommunist*innen, Sozialdemokrat*innen und Parteilosen, die sich in Mannheim zusammengeschlossen hatten. Sie brachten die illegale Zeitung “Der Vorbote” heraus und verteilten sie in Betrieben und Wohngebieten. Darin klärten sie die Bevölkerung über die politische Lage im In- und Ausland auf und riefen zum Widerstand gegen Hitler auf. Was vielerorts nicht gelang, war in Mannheim offenbar kein Problem: Über Partei- und Organisationsgrenzen hinweg, arbeiteten die Männer und Frauen aus der Arbeiterbewegung in solidarischer Weise zusammen. Fritz Reidenbach ging in seiner Rede auch auf die rechten Gewalttaten der letzten Jahr ein und mahnte, dass Erinnerung auch eine Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft bedeute.
Hauptredner Lars Treusch, Regionsgeschäftsführer des DGB, ging in seinem Beitrag auf die Gefahr des Erstarkens der AfD ein. Als moderne rechtsradikale Partei sei die AfD die größte Bedrohung für unsere demokratische Gesellschaft. Aber warum ist die AfD so erfolgreich? Lars Treusch sieht auch die rechten Argumentationslinien bürgerlicher Parteien, wie CDU oder Freie Wähler mit in der Verantwortung. Mit deren Sündenbock-Argumentation und ausgrenzender Rhetorik gegen Minderheiten, ganz nach dem Motto “DIE sind an allem schuld”, bereiteten sie einen Nährboden für die rechtsradikale Hetze der AfD. Die Gewerkschaften hätten zwar die besseren Lösungsvorschläge für soziale Probleme, aber aktuell hätten die Rechten leider die besseren “Marketingabteilungen”, die deren Parolen viel Reichweite verschaffen. In Thüringen könne man aktuell die Gefahren der Zukunft beobachten, wenn CDU und AfD Bündnisse eingingen und gemeinsam Gesetze durchsetzen. “Lang dürfte die Brandmauer von Merz nicht halten”, befürchtet der Gewerkschafter.
Weitere Redebeiträge wurden von Vertreter*innen des Offenen Antifaschistischen Treffens (OAT) und der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) gehalten, die sich mit dem historischen Widerstand aus ihrer jeweiligen Perspektive beschäftigten. Bernd Köhler sorgte für die musikalische Begleitung der Veranstaltung mit den Liedern “Mein Vater wird gesucht”, “Nazis raus aus unserer Stadt” und dem “Einheitsfrontlied”. Ein besonderer Gruß an die gleichzeitig stattfindende Klimastreikdemo von Fridays for Future war das Lied “Blauer Planet”. Zum Abschluss wurde, ganz traditionell wie jedes Jahr, das Lied “Die Moorsoldaten” gesungen.
Die jährliche Kundgebung zum Gedenken an die Lechleiter-Gruppe ist auch ein Ort der Vernetzung und Kommunikation der antifaschistisch aktiven Menschen aller Generationen und politischen Spektren in Mannheim. So wurde in diesem Jahr über die Bedeutung der Klimabewegung und über die Zukunft des Mannheimer Bündnis gegen Rechts diskutiert. Es wurden Unterschriften für eine Initiative zur Benennung eines Park nach der Mannheimer Politikerin Anette Langendorf gesammelt. Auch sie war Mitglied der Lechleitergruppe.